Montag, 2. September 2013

Ich steige am Hamburger Hauptbahnhof aus der U-Bahn. Ich merke, das zwei Personen ziemlich dicht hinter mir gehen. Erst als mich jemand von hinten anrempelt sehe ich ihn. Maxi. Er sieht immer noch so gut aus wie früher. Fast zwei Jahre war ich damals mit ihm zusammen. Er kommt nicht von hier. Er trägt immer noch die gleichen Schuhe wie damals. Und riechen tut er auch noch genauso gut. Sein Freund steht neben ihm. "Und mit so einer wie mit dir war ich mal so gut wie verheiratet. Das war wohl der größte Fehler meines Lebens!", er lacht. Ich gucke ihn geschockt an. Ich bleibe auch noch ein paar Minuten regungslos stehen, als er schon lange an mir vorbei ist. Mir wird plötzlich schlecht. Er war zugekifft. Ich mache, das ich nach draußen komme. Mein Hals ist wie zugeschnürrt. Ich komme nach draußen. Maxi steht wenige Meter vor mir und raucht. Er kommt auf mich zu. "Hier, willst du?" Das fragt er mich, nachdem er mich gerade noch beleidigt hat. "Bist du bescheuert?", ich zeige ihm den Vogel. Ich will nur noch weg. Ihn nicht mehr sehen. Nie wieder. Ich gehe Richtung Wandelhalle. Er neben mir. Sein Arm lehnt auf meiner Schulter mit der glimmenden Kippe. "Geh weg. Bitte", sage ich leise und gucke ihn dabei ernst und auch ein bisschen traurig an. Sein Geruch kriecht in meine Nase. So ein vertrauter Geruch. Ich ziehe ihm seine Kippe aus der Hand. Unsere Fingerspitzen berühren sich. Sofort treffen sich unsere Blicke. Irgendwas ist da so vertraut in seinem Blick. Ich ziehe an der Kippe, ich denke nicht nach, ich tu es einfach, lasse sie dann fallen. Er beschwert sich nicht, guckt sie nur an, wobei sein Blick an meinem Handgelenk vorbeihuscht und das Armband sieht. Ein kleines buntes Stoffarmband, was er mir vor 3 Jahren geschenkt hat. "Du hast es nicht abgeschnitten?" "Nö." er bleibt so schlagartig stehen und fragt: "Also heißt das du magst mich noch?" Dieser Satz ist voller Hoffnung. Was sollte der Satz denn schon wieder? "Wo ist eigentlich dein komischer Freund geblieben?", versuche ich das Thema zu wechseln. Er reagiert nicht und sagt: Gibs zu. Sonst hättest du es abgeschnitten." Wie er mich aufregt. "Was soll das denn heißen? Ich habs einfach umgelassen, weil ich es schön finde und nicht weil du es mir geschenkt hast, ja?", schnauze ich ihn an. Maxi grinst. "Was fragst du das? Du bist eh so ein dummer Suchti. Was willst du jetzt von mir?", meckere ich weiter. Weiß selber nicht warum ich jetzt so sauer bin. "Suchti?", fragt er, "Bist du dir da so sicher?"  "Natürlich, würde ich das sonst zu dir sagen? Und jetzt hau ab, Maxi. Ich wollte dich damals nie wieder sehen!" Im nächsten Moment tut mir der Satz leid. "Soso", sagt er leise und kommt immer dichter heran, bis er mich schließlich an sich zieht und küsst. Erst vorsichtig, dann verlangender. Und meine Lippen machen einfach mit, für eine Weile jedenfalls, dann reagiere ich schneller als Gedacht. Ich knalle ihm eine. Es klatscht richtig. Ich bin selbst erschrocken von mir. "Boa, spinnst du total oder was?", schreie ich ihn an. "Sorry ... aber ... du hast ja mitgemacht", er klingt überrumpelt. Er reibt mit einer Hand seine Wange. "Wenn du mich so überfällst", sage ich etwas leiser. Dann schweigen. "Maxi?", sagte ich. "Was?" Ich überlege. Ich habe ihn geküsst. Nein, er hat mich geküsst. Ich habe einen Freund! "Ach, nichts", sage ich schnell. Fats hätte ich mich jetzt noch bei ihm entschuldigt. Er grinst mich noch ein letztes mal an, dann geht er. Ich schaue ihm nach. Ich bin glücklich, das er weg ist. Aber gleichzeitig wünsche ich mir die Zeit von früher zurück. Er war schon immer ein guter Küsser. Du hast einen Freund, Anna! Einen Freund der dich über alles liebt und du ihn auch.

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